Berlin, 12.05.2020 – Die Zahl der über 80-Jährigen ist allein seit 1990 um 2,4 Millionen Menschen gestiegen. Deutschland benötigt jährlich zwischen 210 und 390 zusätzliche Pflegeheime bis zum Ende des laufenden Jahrzehnts, um den Zusatzbedarf bei gleichen Rahmenbedingungen zu decken. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie der IRE|BS International Real Estate Business School im Auftrag des Zentralen Immobilien Ausschusses ZIA, Spitzenverband der Immobilienwirtschaft. „Diese Zahlen zeigen, dass wir aufgrund einer älter werdenden Bevölkerung und dem steigenden Bedarf an Pflegedienstleistungen bezahlbare und praktikable Lösungen finden müssen. Neben der stationären Pflege und der Behebung des baulichen Pflegenotstands gehört hierzu auch die ambulante Versorgung und das Älterwerden im Quartier – etwa durch die Förderung von barrierefreiem Wohnungsbau. Nur, wenn wir sämtliche Pflegekonzepte mitdenken, werden wir den demographischen Wandel stemmen können“, sagt Jan-Hendrik Jessen, Vorsitzender der ZIA-Ausschusses Gesundheitsimmobilien.
Investitionen in peripheren Lagen lohnen sich mehr
Auf regionaler Ebene stellt sich die Situation allerdings unterschiedlich dar: Da sich die Bundesländer vollständig aus dem Bau von Pflegeheimen zurückgezogen haben, wird der Aufbau der Pflegeinfrastruktur überwiegend durch privates Kapital geleistet. Die Studie zeigt anhand von Fallbeispielen auf, dass sich Projektentwicklungen und Investments in peripheren Lagen eher lohnen, der Bedarf an zusätzlichen Pflegeplätzen jedoch vor allem in (sehr) zentralen Lagen steigen wird. Autorin Franziska Plößl, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Immobilienwirtschaft der IREBS an der Universität Regensburg erläutert: „Gründe für diese Fehlentwicklung zwischen Nachfrage und Angebot liegen u.a. in der Verfügbarkeit von geeigneten und bezahlbaren innerstädtischen Grundstücken. Die diversen rechtlichen Rahmenbedingungen sowie baulichen Anforderungen und Regelungen zur (Re)-Finanzierung.“ Prof. Dr. Tobias Just, Wissenschaftlicher Leiter der IREBS Immobilienakademie und Co-Autor der Studie ergänzt: „Dies birgt eine doppelte Asymmetrie: denn dort, wo besonders viele zusätzliche Heime entstehen müssten, mahnt die kaufmännische Ratio eher zur Vorsicht und dort, wo die Kalkulation auf annehmbare Zielrenditen weist, ist mit einer stetigen Erosion der Nutzergruppe zu rechnen.“ Durch den Anstieg des Baukostenindexes und gestiegene bauliche Anforderungen, wie neue Energiestandards, strengere Brandschutzvorgaben oder mehr Flächenverbrauch aufgrund von Vorgaben zur Mindestgröße der Bewohnerzimmer erhöhen sich die Baukosten ebenfalls und wirken sich negativ auf die Kalkulation aus.
Vereinheitlichte Rahmenbedingungen und Mietindexierung notwendig
Durch eine Harmonisierung der unterschiedlichen baulichen Anforderungen sowie Förder- und Refinanzierungsbedingungen der einzelnen Länder könnten Transaktionskosten sinken und Größenvorteile genutzt werden. Dies würde helfen, den Pflegeimmobilienmarkt für Investoren attraktiv zu halten, um rasche Anpassungen sowie das Nutzen von Größenvorteilen zu ermöglichen.
Insbesondere die Sicherstellung der Refinanzierbarkeit von Indexierungsregelungen könnten die Ausweitung des Pflegeangebotes unterstützen, indem Investoren bei langfristigen Mietverträgen vor Inflation geschützt werden. Die Autoren der Studie schlagen daher eine bundesweite Vereinheitlichung der Regeln vor und zeigen ebenfalls auf, dass sich der Bau eines Pflegeheims mit einem nicht an den Verbraucherpreis-Index gekoppelten Mietvertrag in keinem Szenario rentiert. „Ein Inflationsschutz des Immobilieninvestments ist ohne Mietindexierung nicht gegeben“, so Martin Engel, der die Studie für den ZIA betreut hat. Eine solche Korrektur sei jedoch ein starkes Signal und erzeuge Vertrauen in die Investitionssicherheit.
Die vollständige Studie der Autoren Franziska Plößl und Prof. Dr. Tobias Just der IREBS Universität Regensburg finden Sie unter diesem LINK.
Über die IREBS Immobilienakademie
Die Irebs Immobilienakademie ist die Weiterbildungsakademie der Irebs International Real Estate Business School und Teil der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Regensburg. Die International Real Estate Business School umfasst das Irebs Institut für Immobilienwirtschaft sowie die Irebs Immobilienakademie. Die Irebs Immobilienakademie bietet berufsbegleitende Weiterbildung für Führungs-, Führungsnachwuchs- und Fachkräfte an. Angesprochen werden neben Unternehmen der Immobilien-, Bau- und Finanzwirtschaft auch Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen sowie die öffentliche Hand.
Neben den Studiengängen Executive MBA in Real Estate (International) und Executive MBA in Real Estate (Finance) der Irebs Immobilienakademie ist das Kontaktstudium Immobilienökonomie durch die RICS akkreditiert. Dabei ist das Kontaktstudium Immobilienökonomie der erste von der RICS akkreditierte Studiengang in Kontinentaleuropa und schaut auf über 4.000 zum Immobilienökonomen qualifizierte Studierende in über 115 Studienjahrgängen zurück. Weitere Informationen zur Irebs Immobilienakademie finden Sie unter www.irebs-immobilienakademie.de
Der ZIA
Der Zentrale Immobilien Ausschuss e.V. (ZIA) ist der Spitzenverband der Immobilienwirtschaft. Er spricht durch seine Mitglieder, darunter 28 Verbände, für rund 37.000 Unternehmen der Branche entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Der ZIA gibt der Immobilienwirtschaft in ihrer ganzen Vielfalt eine umfassende und einheitliche Interessenvertretung, die ihrer Bedeutung für die Volkswirtschaft entspricht. Als Unternehmer- und Verbändeverband verleiht er der gesamten Immobilienwirtschaft eine Stimme auf nationaler und europäischer Ebene – und im Bundesverband der deutschen Industrie (BDI). Präsident des Verbandes ist Dr. Andreas Mattner.
Internet: www.zia-deutschland.de